Wieder ein NEIN, DU NICHT!

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Eigentlich… eigentlich sollte ich es ja schon nach – ja, man glaubt es kaum – sieben Jahren stetes Bewerben gewohnt sein, dieses ständige DU NICHT. Aber es flasht halt dann doch immer sehr, wenn ich’s wieder schwarz auf weiß lese, dass man sich für einen anderen Bewerber entschieden hat, der besser die Anforderungen erfüllt als meineeine.

Einen neuen Traumjob entdeckt. Hoffnungsfrohes Bewerben. Ich rufe an, hake nach an wen ich mich denn mit meinem Motivationsschreiben wenden soll. Meint die nette Telefondame es gäbe Bewerbungsbögen auszufüllen, sie brauche meine Mailadresse. Ich gebe sie ihr, bedanke mich und harre der Dinge.

Dann kommt sie, die Mail. Mit einer Menge Links, die ich alle anzuklicken habe. Es handelt sich um Bewerbungsbögen. Massenhaft viele Bewerbungsbögen. Ich lade sie mir herunter, fülle sie peu à peu aus, was gefühlte Stunden dauert, schreibe mein Motivationsschreiben, update mein CV und schicke das ganze Manchwerk in mehreren Tranchen an die von der netten Telefondame angegebene Mailadresse.

Ich warte eine Woche. Keine Antwort.
Ich rufe an und hake nach: „Nein, eine Entscheidung liegt noch nicht vor.“

Ich warte weitere Tage und da, da kommt sie heute. Eine Mail von meinem Traumjob:

„Sehr geehrte Frau Kipet!
Es tut uns leid Ihnen mitteilen zu müssen, dass wir uns für einen anderen Bewerber entschieden haben, der unserem spezifischen Anforderungsprofil noch besser entspricht.
Wir danken für Ihr Interesse an unserer XXXXXXX und wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute.
Mit freundlichen Grüßen…“

Violà. Das war’s mit dem Traumjob. Wieder einmal. Wieder einmal alles für Hugo und Otto. Die ganze Ausfüllerei (gefühlter) hunderter Bewerbungsbögen für Lau.

Jetzt heißt es einmal mehr Wunden lecken.
Wegstecken.
Engerie tanken.
Und auf ein Neues… Letzteres wird nach sieben Jahren wirklich schwieriger und schwieriger. Dieses Aufraffen „auf ein Neues“. Aber was bleibt mir denn anderes übrig?

Will ich von 800 Euro mein restliches Leben bestreiten?
Kann ich das? Psychisch und physisch gesehen?

Die Antwort lautet: NEIN. Ich will reisen. Ich will ausgehen. Ich will mich mit Freunden treffen. Ich will auch mal nicht nachdenken müssen „darf ich mir das wirklich kaufen!“ Ich will endlich wieder schöne Kleidung tragen können, weil ich sie mir leisten kann. Und ich will nicht länger die mitleidigen Blicke meiner Freunde sehen, weil ich noch immer (oder schon wieder) arbeitslos bin.

Also wiederhole ich mein Mantra:

Wunden lecken.
Wegstecken.
Engerie tanken.
Und auf ein Neues…

17 Kommentare zu „Wieder ein NEIN, DU NICHT!“

  1. kenne ich nur zu gut, habe hunderte Bewerbungen geschrieben, immer mit dieser Antwort, die ich schon nicht mehr hören (lesen) kann, …leider hat das Profil eines anderen Bewerbers noch besser übereingestimmt als meines…

    Weiß nicht wie man hier rauskommen kann. Wenn du € 800,- bekommst, ist ja eh gut, ich krieg €300,–!!

  2. Hallo, liebe Jona, willkommen auf meinem (Pseudo)Arbeitslosenblog!

    Ich finde auch, dass man sich bei Absagen ein bisschen mehr Mühe geben und nicht immer die gleichen Kamellen vom Stapel lassen könnte und habe schon des öfteren für mehr Ehrlichkeit in diesen Dingen plädiert.

    Mittlerweile muss ich aber echt auch schon sagen, dass man froh sein kann, wenn man überhaupt auf seine Bewerbung eine Antwort erhält.

    Einen weg raus aus der Misere suche ich auch schon lange. Habe viel versucht, leider bislang erfolglos und kann Dir daher auch keinen wirklichen Tipp geben wie’s klappen könnte. Das einzige, was ich mit Sicherheit sagen kann: nicht aufgeben, leiste Dir auch mal eine „etwas andere Bewerbung“, damit sie aus dem Gros der Allgemeinheit raussticht. Trau Dich, mehr als ein NEIN kann da auch nicht kommen! Irgendwann MUSS es doch auch mal einen Job für Dich und für mich geben!

    Finanziell ist dieses elende Arbeitslosendasein jedenfall ein enormes Debakel. 300 Euro sind wirklich viel zu wenig – wie schaffst Du das? Wie man da auf einen grünen Zweig kommt – vor allem wenn man Alleinverdiener wäre – ist mir ein Rätsel! Ich drücke Dir die Daumen, dass Du bald Licht am Ende des Tunnels siehst und Deinen Traumjob ergatterst!

    Alles Liebe und lies mal wieder rein, würd mich freuen von Dir zu hören!
    Kipet

    1. Hallo Kipet,

      danke für deinen Zuspruch. Ich glaube, es ist hauptsächlich das Alter – ich bin 50 Jahre – und wenn sie das lesen, lesen sie vermutlich gar nicht mehr weiter. Es steht oft – trotz Ihrer hohen Qualifikationen konnten wir Sie nicht in die engere Wahl nehmen -. Wenn Sie 100 30-jährige bekommen können, wieso sollen sie dann eine 50-jährige nehmen?

      Hab erst von einer Bekannten gehört, die sich auf einen Job beworben hat, und die wohlgemerkt erst 43 J. ist, dass sich 170 Bewerber auf diese eine Stellen beworben haben. Ist ja schon ein Wahnsinn. Sie kam auch nicht in die engere Auswahl.

      Wir können uns nur Stellen suchen, wo ausdrücklich Ältere gefragt sind, diese Stellen sind sind aber erstens spärlich und zweitens schwer zu finden.

      Man kommt auch irgendwann zu dem Punkt, so geht es zumindest mir, an dem ich denke, es sowieso sinnlos eine Bewerbung zu schreiben, wenn man ständig nur Absagen bekommt und dann will ich gar keine mehr schreiben. Dann denke ich nur, das ist der falsche Weg wie ich eine Arbeit finden kann.

      Wie denkst du darüber?

      lG, Jona

  3. Liebe Jona,

    leider ist es tatsächlich anscheinend so, dass Arbeitgeber aufgrund der herrschenden Gesetzeslage in Österreich, die für Arbeitnehmer ab 50 Jahren einen gewissen Kündigungsschutz ausspricht, Bewerber, die nur annährend in dieses Alter kommen (also auch schon die 40+-ler) nicht nehmen. Ich habe das erst gestern im Rahmen eines Gespräches mit einem Arbeitgeber und Politiker wieder einmal bestätigt bekommen. Traurig aber Fakt. Und es macht mich wütend, denn wie sollen wir 40+ler (ich bin selber schon eher in Richtung 50 gehend) jemals wieder einen Job bekommen und unsere Pension erarbeiten? Sind wir dazu verdammt wirklich für den Rest unseres Lebens mit 800 Euro (oder entsetzlich wenige 300 Euro) Sozialhilfe auszukommen? Kann es das sein, was die Gesellschaft will? Das kann ja nur zu einem „Clash der Generationen“ führen. *kopfschüttel*

    Dass Du keine Lust mehr hast Dich zu bewerben, das kann ich Dir aber so was von nachempfinden!!!! Mir geht es nicht anders. Leider muss man aber, wenn man vom AMS Geld bezieht, Bewerbungen raus schicken. Das die ganze Mühe leider zu 99,9% für Hugo und Otto ist, das ist den Menschleins beim AMS natürlich wurscht.

    Stellenangebote, in denen ausdrücklich nach älteren Menschen gefragt werden, habe ich ehrlich gesagt noch nie gesehen.

    Ich denke, es ist am Besten wenn man Blindbewerbungen ausschickt. Schreibe an Firmen, wo Du Dich aufgehoben fühlen könntest, die mit Themen arbeiten, die Dich interessieren – selbst wenn die gar nicht suchen. Damit kann man schon ganz tolle Motivationsschreiben verfassen – und sich selbst besser verkaufen, warum diese Firma ausgerechnet einen Mitarbeiter wie Dich benötigt. Und man könnte sich so von vorn herein ins Unternehmen boosten, bevor die überhaupt daran denken eine Stellenanzeige zu publizieren. Und es zeigt, dass Du großes Interesse hast für gerade diese Firma zu arbeiten. Das pinselt auch schön den Unternehmerbauch! 🙂

    Villeicht ist das heute die einzige Form für uns ältere Arbeitnehmer einen Job zu ergattern.

    Nun ja, ich drück Dir die Daumen – und lass mal wieder von Dir „hören“ – mich interessiert, wie es Dir mit der Jobsuche geht!

    Alles Liebe, Kipet

  4. Ich denke auch, dass man heute vielleicht auch stark auf Blindbewerbungen setzen sollte und probiere es immer wieder und wieder! Irgendwann wird’s auch bei mir klappen. ’s wär ja verhext… 🙂

  5. Im moment bin ich in krankenstand und weiß nicht wie lange es noch dauert, bis ich wieder gesund bin. Deshalb beschftige ich mich zur Zeit nicht mit Bewerbungen schreiben. Aber rein gefühlsmäßig glaube ich, dass ich am normalen Arbeitsmarkt nichts mehr finden werde. Meine Kenntnisse sind veraltet und das AMS zahlt mir keine Kurse, die mich weiterbringen würden. Ich habe nur eine Lehre als Bürokauffrau 1983 abgeschlosse,zwar viele Jahre Berufserfahrung, aber wer wartet da auf mich?
    Deshalb denke ich immer öfter über Selbständigkeit nach. Hier hat man eine ganz andere Stellung, man ist nicht die kleine bittende flehende Gestalt die um Arbeit bettelt, sondern man ist selbst Chef und macht wertvolle Arbeit. Es gibt kein Mobbing mehr, man kann sich seiner Sache sicher sein. Die große Frage ist nur – was mach ich? Denn Geld zum Investieren hab ich keins. Und dieses Geschäft muß bombensicher sein, ich gehe keine Risiken ein. Ideen gäbe es schon, aber alles kostet was und ich hab nicht mal Geld um die Miete zu zahlen.

  6. Generell ist der Gedanke selbständig zu werden sehr verlockend. Vor allem wenn man das hilflose und aktionslose AMS schon nimmer riechen kann! Und hat man auch die richtige Geschäftsidee für sich gefunden, muss das ein Befreiungsschlag sondergleichen sein.

    Ein Tipp: erkundige Dich welche Deiner Ideen der Markt benötigt. WKÖ, AK, SVA wären da Ansprechpartner. Auch das AMS eventuell. Rede mit den Menschen, vielleicht ist da mal einer dabei, der einen Geistesblitz hat.

    ABER: Wenn Du Dich selbständig machen willst bitte erkundige Dich intensiv was da alles auf Dich zukommt. Intensiv deswegen, weil die eine Stelle (zB. die WKO) nicht weiß was die andere Stelle (sagen wir die SVA) rät und sich beide Informationen komplett widersprechen können. Frage das Undenkbare nach. Frage auch das AMS was Dich im Falle Deiner Selbständigkeit in diese Richtung erwartet. Es gibt übrigens Selbständigenkurse beim AMS, früher waren die recht zeitintensiv und sollen gut gewesen sein. (Die WKO gibt auch immer wieder Selbständigekurse.) Generell würde ich würde mir alle Informationen, die ich einhole, protokollieren und bestätigen lassen, für den Falle des Falles, sollte es mit dem Selbständigendasein dann doch nicht der große Durchbruch werden.

    Eine Möglichkeit ist da immer noch die sg. „Neue Selbständige“-Schiene: 1/2 Tag als Angestellte arbeiten, den Rest mit mehreren Jobs zuverdienen. Du musst da halt nur wirklich hart bleiben – keine Überstunden im Halbtagsjob, weil sonst frisst Dich dieses Leben bei lebendigem Leib auf. Auch mit den Zuverdienstjobs immer drauf schauen, dass DU nicht zu kurz kommst. Andererseits ist das eine Falle, diese Halbtagsschiene, weil man da kaum mehr raus kommt. Es gibt da einen Spruch: Einmal halbtags gearbeitet immer halbtags gearbeitet… Was dieses Halbtagsjobs für Dich finanziell und sozial gesehen in der Pension oder im Falle einer neuerlichen Arbeitslosigkeit bedeuten, darüber spricht leider kein Sozialminister oder Wirtschaftswunderwuzzi (besser gesagt, es ist denen eh wurscht).

    Aber bevor Du Dich in dieses Abenteuer stürzt: schau auf Dich, werde gesund, lass Dir Zeit. Du bist wichtig. Und begehe ja nicht den Fehler, nur weil die GKK meint, Du wärest jetzt lang genug krank gewesen, den Krankenstand kampflos aufzugeben! Bist Du krank, dann bist Du krank, da kann die GKK nichts machen. Wenn Du wirklich gesund bist (und nur dann), kannst Du wieder den Arbeitsmarkt „unsicher“ ( 😉 ) machen. Aber OB Du Dich gesund FÜHLST, das kannst nur Du – und sicherlich NICHT die GKK – entscheiden!

  7. Die Idee von der Selbständigkeit ist nichts Neues, die hatte ich schon oft. Deshalb habe ich alle Unterlagen wie man einen Business Plan erstellt und was alles auf einen zukommt eh zu Hause! Angefangen von der Berechnung der SV über Mitgliedsbeitrag an die WKO über Marketing, Kundenfindung, Geschäftsaufbau, usw. Dass man 12 Stunden täglich an seinem Geschäft arbeiten muß, nur das bin ich sicher nicht. Ich leide an einer chronischen Müdigkeit, die auch im Krankenstand nicht weggeht und deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass ich 12 – 14 Stunden täglich für das Geschäft arbeite. Ich habe auch ein Privatleben, das mir sehr wichtig ist. Lieber verdiene ich weniger und kann meinen Hobbies nachgehen.
    Es gibt so viele selbständige Tätigkeiten, auch als Tagesmutter kann man sich selbständig machen, hier verdient man mitunter sehr wenig, zu wenig um Leben zu können, aber man kann zumindest sagen, dass man einen Job hat.

  8. Eine Freundin von mir hat sich gerade als Tagesmutter versucht. Sie hat das schon vor einigen Jahren einmal eine ganze Zeit lang gemacht und ihr hat der Beruf sehr gefallen. Als sie sich jetzt wieder mit den diversen Organisationen, die Tagesmütterdienste anbieten, zusammen tun wollte, war das ein einziger Hürdenlauf, ein Hickhack sondergleichen, und am Ende sagte man ihr, nachdem sie ihre Wohnung um einiges Geld im Sinne besagter Organisationen zurecht gemacht hat, dass in ihrem Bezirk schon genügend Tagesmütter arbeiten würden und man sie nicht brauchen kann. Sie solle sich selber um Tageskinder kümmern (was sie auch getan hat) und wenn sie in einem Jahr noch immer im Geschäft wäre, würde man die Gespräche ob einer Anstellung neuerlich in Angriff nehmen (letzteres hätte sie niemals getan, denn wäre ihr Geschäft in Gang gekommen, hätte sie besagte Organisationen nicht mehr gebraucht). Nach nur einem halben Jahr konnte sich meine Freundin ihr Tagesmutterdasein leider einfach nicht mehr leisten. Heute ist sie wieder auf Jobsuche.

    Finde ich toll, dass Du schon so gut Bescheid weißt bezgl. eines Selbständigmachens! Info ist die beste Garantie nicht auf die Nase zu fallen. Also Toitoitoi, wofür Du Dich immer entschließen wirst – und bitte halte mich weiterhin am Laufenden!!!! 🙂

    Alles Liebe, Kipet

  9. Finde ich arg, dass deine Freundin mit der Tagesmuttertätigkeit wieder aufgehört hat, weil sie zu wenig verdiente. Genau was ich gesagt habe, man macht

    einen wertvollen Job und kann davon nicht leben. Meine Wohnung ist auch fast zu klein für eine TM. Ich habe 2008 eine TM-Ausbildung gemacht und als ich dann um die Bewilligung zur MA 11 ging, hat es geheißen, dass meine Wohnung ohnehin zu klein sei, und dass mir da sowieso keine Mutter ihr Kind gäbe und weil ich keine Erfahrung in der Kindererziehung hätte (keine eigenen Kinder), müsse ich erst Praxis sammeln und dann könne ich nochmals vorsprechen um die Bewilligung zu erhalten.
    Das habe sie nicht vor dem Kurs gewußt. Hauptsache ich habe bezahlt.

  10. Hallo Marie, willkommen auf meinem (Pseudo)Arbeitslosenblog!

    Gutes Argument. Würde ich es schwarz machen, könnte es vielleicht klappen, wäre aber damit mit einem Beim im Kriminal – das ist mir zu heikel. Und als Angestellte nehmen sie mich nicht, weil ich überqualifiziert bin. Schon probiert, Marie.

    Alles Liebe und schau mal wieder „vorbei“!
    Kipet

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